
Wiedererrichtung Jesuitenrefektorium
Rosenhain Graz
Auftraggeberin
Universität Graz
Projektabwicklerin
GBG Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH
Netto-Raumfläche
rund 2000 m²
Nutzerin
Institut für Bewegungswissenschaften, Sport und Gesundheit der Universität Graz
Fotos
Karin Lernbeiß
“Der über viele Jahrzehnte andauernde Zustand ohne Funktion und aktive Nutzung hat am Objekt weitreichende substanzielle Verfallsprozesse begünstigt. Trotz erfolgter einzelner Notabdichtungen an den Geschoßdecken und den Mauerkronen vermittelt der aktuelle Bauzustand den Eindruck eines im Verfallsprozess befindlichen Gebäudes.
Demgegenüber stehen zahlreiche noch erhaltene Architekturelemente und Baudetails (siehe Untersuchungsbericht ZDC) welche den ursprünglichen Charakter des Objektes belegen und somit auch eine Teilrekonstruktion mit gesicherten historischen Stilmitteln ermöglichen.
Aufgrund der nun erdachten Sanierung und Nutzungsvariante als Bildungseinrichtung (UNI Graz) wäre der Grundstein für eine aktive Benutzbarkeit eines Objektes gelegt und damit eine nachhaltige Sicherung und Erhaltung des Bestandes gewährleistet.
Dass aufgrund des aktuellen, sehr gefährdeten Bestandes ein im Vergleich zum Neubau erhöhter Kostenaufwand für eine Sanierung gegeben ist, kann aus fachlicher Sicht wohl nicht bezweifelt werden und ist durch zahlreiche Beispiele von Instandsetzungen an Objekten mit vergleichbarem Bauzustand und ähnlichen Nutzungsanforderungen belegbar.
Zur Relativierung der zu erwartenden erhöhten Instandsetzungskosten wäre es angemessen, die in der Vergangenheit nicht erfolgten Erhaltungsmaßnahmen wie z. Bsp. Deckensanierungen, Notdacherrichtungen , Fassadensicherungen oder Dränierungen in der aktuellen Kalkulation zu berücksichtigen. Unter dieser Voraussetzung wäre der gegebene Sanierungsaufwand wieder eher an bekannte Kosten-Durchschittswerte für umfassende Sanierungen heranzuführen.
Das ehemalige Jesuiten Refektorium ist als Objekt mit besonderer geschichtlicher und kultureller Bedeutung zu bewerten und daher als erhaltenswert einzustufen. Es wäre erfreulich, wenn es gelingen könnte, im Zuge einer Baumaßnahme zur Raumschaffung für Bildung gleichzeitig auch einen Beitrag zur Erhaltung eines Stückes Grazer Kulturgutes zu leisten.”
Markus Zechner
In Abstimmung mit dem BDA soll die Ergänzung des Bestandes deutlich erkennbar nach den Grundsätzen moderner Restaurierungen erfolgen. Die Rekonstruktion erfolgt in zeitgemäß vereinfachter Formensprache. Das Nachbild der Arkaden, die dem Bauwerk ursprünglich von den Jesuiten hinzugefügt wurden, wird zeitgemäß und nicht kopistisch rekonstruiert. Durch differenzierten Materialeinsatz hebt sich die Wiedererrichtung von den bestehenden, gemauerten Wänden und Gewölben ab. Die neuen Außenmauern werden monolithisch in Dämmbeton ausgeführt. Eine Homogenisierung von abgestimmten Farbtönen des Dämmbetons und der patinierten Blechdeckung fügt für den ersten Blick den Neubauanteil und den Bestand zusammen.
Im Inneren des Gebäudes werden Decken, tragende Wände, Stiegen und konstruktive Verstärkungen des Bestandes in Sichtbeton (CO2 reduzierter Beton) ausgeführt, die Dachgeschosse in Holz-Beton-Mischbauweise. Durchgänge im best. Mauerwerk werden für die Erschließung der Hörsäle in EG und OG1 wieder aktiviert und sekundäre Ausmauerungen im Bestand entfernt. Die historische Mauer an der Schnittstelle zu den wiedererrichteten Arkadengängen soll weitgehend im aktuellen Zustand konserviert werden um den geschichtlichen Degradationsprozess zu zeigen. Die Mauer erzählt so strukturell reichhaltig und vielschichtig - als „Wandbild“ – ihre und die Geschichte des Gebäudes.